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Salzbedarf bei Pferden

Spätestens wenn die Pferde im Sommer nach dem Training schwitzen, stellt sich bei vielen Pferdebesitzern die Frage, ob der Verlust an Elektrolyten durch eine zusätzliche Gabe von Salzen ausgeglichen werden muss. Doch wieviel sollte man hinzu geben und in welcher Form nehmen die Pferde das Salz am besten auf? Und was ist Salz überhaupt?

Salz, früher auch als das „weiße Gold“ bezeichnet, wurde vor Jahrtausenden höher geschätzt als wertvolle Edelmetalle. Alle Tiere und auch Menschen brauchen Salz. Nur so kann der Körper genügend Wasser speichern. Koch- oder Viehsalze sind bestimmte chemische Verbindungen, die vor allem aus Natrium und Chlorid bestehen. Sie gehören zu den wichtigsten Mineralstoffen in der Pferdefütterung.

Warum braucht unser Pferd Salz?

Kochsalz, auch als Natriumchlorid bezeichnet, besteht zu ca. 39 % aus Natrium und zu 61 % aus Chlorid. Es hat sowohl für den Menschen als auch für Pferde viele wichtige Funktionen.

Es hält den sogenannten osmotischen Druck in den Zellen aufrecht, aktiviert Enzyme, reguliert die Flüssigkeits- und Nährstoffbalance in und außerhalb der Zellen und stellt auf diese Weise sicher, dass die Mineralstoffe und Spurenelemente dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden. 

Außerdem sorgt es für das Gleichgewicht des Säure-Basen-Haushalts, steuert den Flüssigkeitshaushalt, ist für die Verteilung der Flüssigkeiten zwischen Blut und Gewebe verantwortlich. Weiterhin ist das Salz bei der Entstehung von elektrischen Impulsen in den Nervenbahnen sowie der Anspannung und Entspannung der Muskulatur erforderlich.

Wann und wieviel Salz braucht das Pferd?

Pferde verlieren Natrium und Chlorid regelmäßig über Kot, Urin, Speichel und Schweiß. Deshalb benötigen sie Nachschub von außen um gesund, fit und leistungsfähig zu bleiben. Schwitzen ist für die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit der Pferde besonders wichtig. Bei sportlichen Leistungen produzieren die Muskeln viel Wärme. Aber nur knapp 1/3 der in der Muskulatur umgesetzten Energie wird für die Bewegung genutzt. Der Rest wird als Abwärme genutzt und muss aus dem Körper raus transportiert werden. Zur Abkühlung wird Schweiß gebildet. Dieser bildet eine feuchte Schicht auf der Haut, die verdunstet und dadurch die Körpertemperatur absenkt. Pferde produzieren bei körperlicher Arbeit so große Mengen an Schweiß wie kein anderes Tier. Außerdem ist ihr Schweiß weitaus salziger wie bei anderen Tieren. Ein Liter Pferdeschweiß enthält ca. 10g Elektrolyte, an denen Salz mit ca. 8,5g den höchsten Anteil hat. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein 500 bis 600 Kilo schweres Pferd bei schwere Ausdauerarbeit an heißen Tagen bis zu 15 Liter Schweiß verlieren kann. Bei extremer Beanspruchung und heißem Wetter kann ein Pferd auch bis zu 25 Liter Schweiß verlieren. Die Menge des Schweißverlustes hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören die Intensität des Trainings, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit.

Ein durchschnittlich schwitzendes Freizeitpferd bekommt allerdings nur selten einen Salzmangel. Es überbrückt den Verlust aus körpereigenen Reserven und füllt seinen Speicher danach aus dem Futter bzw. mittels Salzleckstein wieder auf. Erst bei großer Schweißbildung im Training oder Wettkampf ist das im normalen Futter enthaltene Salz bzw. Salzleckstein zu wenig. Dann sollten die Salzverluste mit losem Salz über mehrere Tage hinweg abgedeckt werden.

Der größte Anteil des Schweißes ist Wasser. Daher sollte dem Pferd auch immer ausreichend Wasser angeboten werden. Ein großes Pferd trinkt 50 bis 80 Liter am Tag. Neben Wasser und Elektrolyten enthält der Schweiß des Pferdes noch ein Eiweiß, das für eine zusätzliche Kühlung sorgt. Dieses Eiweiß ist auch für den Schaum verantwortlich, den man bei stark schwitzenden Pferden an Trense, Satteldecke oder zwischen den Hinterbeinen sieht.

Eine ausreichende Versorgung mit wichtigen Mengenelementen und Elektrolyten wie Schwefel, Phosphor, Magnesium, Kalium, Calcium, Chlor und Natrium ist bei Pferden von enormer Bedeutung. In der freien Natur ist der Salzbedarf der Pferde meist weniger hoch wie bei unseren Hauspferden, da sie sich eher ruhig bewegen und so weniger schwitzen. Sie nehmen Salz auf, in dem Sie an Baumrinden oder Wurzeln knabbern oder salzhaltiges Bodensubstrat fressen.

Bei unseren Hauspferden wird der Kaliumbedarf durch gutes Heu meist hinreichend gedeckt. Natrium und Chlorid hingegen sind nur unzureichend in Heu und Kraftfutter enthalten. Ebenso enthalten die natürlichen Futtermittel, wie zum Beispiel das Weidegras nur ganz geringe Mengen an Natrium. Die Versorgung von Natriumchlorid sollte über einen Salzleckstein, der zur freien Verfügung steht, erfolgen.

Wenn man es genau wissen möchte, kann man Futterproben in Laboren wie zum Beispiel den landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA) auf den Salz- bzw. Natriumgehalt analysieren lassen.

Der Bedarf liegt bei einem 500 kg Pferd bei 10g und bei einem 600 kg Pferd liegt er bei 12g. Laktierende Stuten haben einen höheren Bedarf. Bei Hochleistungspferden oder bei Pferden die durch extreme Hitze oder anstrengendem Training stark schwitzen, erhöht sich der Schweißverlust erheblich und kann das Zwanzigfache überschreiten. In dem Fall sollten sie zusätzlich Elektrolyte bekommen. Diese gibt es in flüssiger oder in Pulverform. Die entsprechende Dosierung sollte mit einem Futterprofi abgesprochen werden und nicht auf eigene Faust erfolgen.

Was passiert bei Salzmangel?

Salzmangel entsteht häufig nicht nur bei hohem Schweißverlust, sondern auch wenn die Tiere über Wochen und Monate hinweg keinen Zugriff auf dieses Mineral haben. Pferde, denen Salz fehlt, lecken oft an allen Objekten, die auch nur geringe Spuren an Salz aufweisen, zum Beispiel an Holz, Steinen, Mauern, Gitterstäbe, Futtertröge etc. Manche Pferde knabbern Baumrinde an oder fangen an Erde oder Sand zu fressen. Das kann neben Salzmangel auch auf einen Mangel an Mineralien hinweisen. Weist ein Pferd solche Anzeichen auf, sollte die Verfügbarkeit eines Salzlecksteins in der Box, Paddock oder Weide sichergestellt geprüft werden. Manche Pferde fressen regelrecht ihren Salzleckstein. Das muss nicht zwangsläufig ein Hinweis auf Salzmangel sein, sondern kann auch auf einen Mangel an anderen Mineralien wie zum Beispiel Zink hindeuten. Hier empfiehlt es sich eine Blutuntersuchung durchzuführen. Ansonsten kann es auch sein, dass der Salzleckstein dem Pferd einfach nur gut schmeckt oder es sich aus Langeweile durch das Schlecken die Zeit vertreibt.

Probleme bekommen auch Fohlen, deren Mütter nicht genug mit Salz versorgt wurden. Bei ihnen geht oft das Darmpech nicht problemlos ab.

Weitere Anzeichen für Salzmangel sind:

– Schwäche

– Leistungsdefizite

– Abgeschlagenheit

– Lustlosigkeit

– mangelnde Leistungsfähigkeit

– Appetitlosigkeit

– Gewichtsverlust

– wenig bis kein Durst

– Dehydrierung

– Verdauungsprobleme

– Verstopfungskolik

– vermindertes Wachstum bei jungen Pferden

– Muskelschwäche

– Spannung der Haut nimmt ab

– stumpfes Fell

Sind zu wenige Elektrolyte im Körper, können die Muskeln nicht mehr vernünftig arbeiten. Es kommt zur Muskelschwäche und in schlimmeren Fällen zu Muskelzittern. Der Säure-Basen-Haushalt verändert sich mit der Zeit und es kommt zu Muskelkrämpfen, im Extremfall sogar zu Zwerchfellflattern, zum Festliegen mit Schockzustand und im schlimmsten Fall kann es sogar bis zum Tod führen.

Schwitzen Pferde zu stark, entsteht ein starker Wassermangel mit Austrocknung des Körpers, Eindickung des Blutes, Minderdurchblutung der Nieren und es kommt zum Erliegen der Darmbewegung. Zu diesem Zeitpunkt kann das Pferd aufgrund von Salzmangel nicht mehr ausreichend schwitzen, es versagen die Kühlungsmechanismen und es droht eine Überhitzung des Körpers.

Diese Negativfaktoren ergänzen und verstärken sich wechselweise und können die Pferde schnell und nachhaltig schädigen.

Was passiert bei einem Salzüberschuss?

Zu viel Salz ist aber auch nicht gut für unsere Pferde. Nehmen sie zu viel Salz auf, kommt es zu einer vermehrten Wasseraufnahme, die zu einer starken Belastung der Nieren führt. – Außerdem können Kotwasser und Durchfall ein Hinweis auf einen Salzüberschuss sein.

Natriumchlorid ist eigentlich ein sogenanntes Neutralsalz. Allerdings wird Chlorid vom Pferdekörper zu einem höheren Prozentsatz absorbiert als Natrium. Daher überwiegt diese säuernde Komponente des Salzes. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht im Säuren-Basenhaushalt. Es kann zu einer Azidose kommen, da der pH-Wert des Blutes zu sehr in den sauren Bereich absinkt. Das saure Milieu sorgt u.a. dafür, das Kalzium aus den Knochen mobilisiert wird. Diese Reaktion ist vor allem bei Pferden im Wachstum oder bei Sportpferden sehr riskant.

Zu viel Salz steht außerdem im Verdacht, die Magenschleimhaut stark anzugreifen.

Weiterhin gibt es Vermutungen, dass zu viel Salz Stoffwechselerkrankungen wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS) begünstigen.

Fohlen sollten im ersten Lebensjahr keinen Zugang zu einem Salzleckstein haben. Die unkontrollierte Salzaufnahme gerade von Fohlen unter 2 Monaten kann zu vermehrter Wasseraufnahme und Durchfall führen. Fohlen haben einen täglichen Bedarf an Elektrolyten, aber dieser sollte über entsprechende Fohlenfuttermittel abgedeckt werden.

Welche Arten von Salz gibt es?

Himalayasalz:

Die Himalayasalzlecksteine werden aus Pakistan importiert. Zum größten Teil stammen sie aus dem Norden Pakistans, der sogenannten „Salt Range“, einer 200 km langen und 10 bis 20 km breiten Gebirgskette am Fuße des Himalayas. Dort befinden sich die größten Salzbergwerke der Welt.

Das besondere am Himalayasalz ist seine Entstehung. Das Steinsalz ist ein Überbleibsel der Ur-Meere, die zur damaligen Zeit weite Teile der Erde bedeckten. Durch klimatische Veränderungen, begann das Wasser zu verdunsten und ein Teil des Ur-Meeres trocknete vor mehr als 200 Millionen Jahren aus. Das Salz blieb liegen und lagerte sich ab. Es folgten Erdverschiebungen und so gelangte das Salz unter die Erdoberfläche. Gesteinsschichten überlagerten das Salz und so findet man heute das Salz in ca. 600 bis 800 m tiefen Salzadern. Somit wird das Salz noch einfach und bergmännisch unter Tage im ganzen Stück abgebaut. Durch seine Lage ist es frei von schädlichen Umweltbelastungen. Es ist ein Naturprodukt mit hoher Nährstoffvielfalt und einem weitem Spektrum an wertvollen Mineralien. Die Mineralienzusammensetzung entspricht dem der Urmeere und enthält beispielsweise u.a. naturbelassenes Jod. Der völlig unbehandelte Naturstein hat einen Anteil von 2,5 bis 4% an Mineralien und Spurenelementen und der restliche Anteil besteht aus reinem Kochsalz. Das Salz ist frei von jeglichen Zusätzen und wird von den Pferden gerne angenommen.

Karpatensalz:

Das Karpatensalz ist ebenfalls ein Salz des Ur-Meeres und wird im Karpatengebirge abgebaut. Das Steinsalz, der sog. Bergkern wird in 300 m Tiefe direkt aus den Salzlagerstätten gebrochen und ist somit zu 100 % naturbelassen und frei von schädlichen Umwelteinflüssen. Es besteht aus einer hohen Konzentration an Natriumchlorid und 84 weiteren Elementen. Die graue Färbung ist typisch für dieses Salz und weist auf den hohen Anteil an wertvollen Mineralstoffen und Spurenelementen hin. Es eignet sich nicht nur für Pferde, auch Rinder, Schafe, Ziegen und Wild nehmen das Salz gerne auf.

Persicher Salzleckstein:

Dieser blaue Salzleckstein weist schon durch seine Farbe auf seine besondere Struktur und Zusammensetzung hin. Er verfügt über einen besonders feinen Geschmack und wird von Pferden gerne aufgenommen.

Alpensalz:

Im österreichischen Salzkammergut werden ebenfalls Blöcke aus Alpensteinsalz abgebaut. Sie weisen eine grau-bräunliche Färbung auf und sind im Pferdebereich eher selten anzutreffen.

Meersalz:

Das Meersalz wird in Salzgärten gewonnen, in die Meerwasser eingeleitet wird. Anschließend wird das Wasser verdunstet und übrig bleibt das Salz. Es wird hauptsächlich bei hochwertigen Futtermitteln verwendet.

Viehsalz:

Das weiße Viehsalz besteht hauptsächlich aus Natriumchlorid und wird industriell hergestellt. Es kann den Pferden lose angeboten werden oder in Form eines Blocks, als sog. Salzleckstein. Ursprünglich wurden diese Salzlecksteine für die raue Zunge der Rinder konzipiert, aber mittlerweile sind sie auch aus der heutigen Pferdehaltung nicht mehr wegzudenken und werden auch für Schafe und andere Nutztiere verwendet.

Mineralsalz:

Bei Mineralsalzlecksteinen werden dem Natriumchlorid noch andere Mineralstoffe zugesetzt und somit enthalten sie mehr Mineralstoffe als das Viehsalz.

Speisesalz:

Es gibt verschiedene Sorten an Speisesalz. Eine Zugabe von Speisesalz im Futter ist möglich, jedoch sollte man darauf achten, kein jodiertes Salz zu verwenden. Das bei machen Salzen noch hinzugegebene Jod ist in diesen Mengen nicht für Pferde geeignet.

Wie kann Salz zugefüttert werden?

Die einfachste Art, einen Mangel an Natrium und Chlorid vorzubeugen ist die Anbringung von Salzlecksteinen. Man kann auch Salz lose über das Futter geben, jedoch muss man sich da besonders gut auskennen, um die richtige Dosierung zu finden.

Welche Salzlecksteine gibt es und gibt es da Unterschiede?

Alle Salzlecksteine, egal ob weißer Industriesalzleckstein, rosaner Himalaya-Salzleckstein oder blaues Salz aus Persien, bestehen zu mindestens 97% aus Natriumchlorid. Der Unterschied besteht aus den zusätzlich enthaltenen Spurenelementen, die jedoch nur in geringen Mengen enthalten sind. Hier kann man also kaufen, was das Pferd am liebsten mag.

Wichtig ist, dass man die Salzlecksteine nur zu der zusätzlichen Versorgung an Natrium und Chlorid anwendet. Sie ersetzen allerdings kein Mineralfutter.

Man unterscheidet zwischen

den einfachen Viehsalzlecksteinen:

Die einfachen Viehsalzlecksteine gibt es in weißen Blöcken zu kaufen.

Lecksteinen aus natürlichen Mineralstoffen:

Zu ihnen zählen beispielsweise der Himalaya-Salzleckstein oder der Karparten-Salzleckstein. Das sind die Lecksteine, die direkt als Naturprodukt gewonnen werden und keine chemischen Zusatzstoffe enthalten.

Minerallecksteinen:

Im Gegensatz zu den einfachen Salzlecksteinen sind diesen Steinen noch zusätzlich Mineralstoffe zugefügt. Diese Salzlecksteine sind nicht ganz unproblematisch, denn es besteht die Gefahr, dass das Pferd die passende Salz-Dosis nicht einschätzen kann. Außerdem kann es schnell zu einer Überversorgung von bestimmten Mineralien kommen.

Lecksteine mit Aroma:

Diese Lecksteine enthalten bestimmte Aromastoffe, wie zum Beispiel Apfel, und sind damit für die Pferde besonders schmackhaft. Beliebt sind bei vielen Pferden auch Lecksteine mit Kräutern. Bei dieser Form von Lecksteinen handelt es sich nicht um natürliche Lecksteine und sie enthalten meist viel Zucker.

Wie und wo bringt man den Salzleckstein am besten an?

Der ideale Platz für den Salzleckstein ist in der Box in der Nähe des Futternapfes und auf der Weide am besten im Unterstand. So ist er vor Wind und Wetter geschützt und wird nicht unnötig abgetragen. Es gibt spezielle Lecksteinhalter aus Metall oder Plastik, auf die man die Steine stellen kann. Die meisten Salzlecksteine haben in der Mitte ein Loch und so kann man sie beispielsweise mit herkömmlichen Strohbändern festbinden. Wichtig ist, dass der Leckstein immer sauber und gut zugänglich ist. Allerdings sollten sie außerhalb der Reichweite von Fohlen aufgehängt werden. Die Kleinen haben noch kein Gefühl für ihren Salzbedarf und können aus Langeweile schnell zu viel Salz aufnehmen, was zu gesundheitlichen Problemen wie zum Beispiel Durchfall führen kann.