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Training an der Doppellonge

Die Einsatzmöglichkeiten der Doppellonge sind sehr vielseitig. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher Disziplin das Pferd eingesetzt wird, in welcher Ausbildungsphase es sich befindet, ob es freizeitmäßig geritten oder für Turniere trainiert wird.

Alle Pferde sollten abwechslungsreich und vielseitig gearbeitet werden. Dies trägt wesentlich zur Ausgeglichenheit und Gesunderhaltung des Pferdes bei. Jedes Pferd sollte in möglichst vielen Disziplin eine gewisse Grundausbildung haben. Die Gehfreudigkeit eines Pferdes kann zum Beispiel durch das Reiten im Gelände verbessert werden, Elastizität durch Cavalettiarbeit und Gymnastikspringen.

Die Arbeit an der Doppellonge ist eine weitere Möglichkeit ein Pferd vielseitig zu arbeiten und zu motivieren.

Sie ist außerdem eine wertvolle Unterstützung bei der Ausbildung des Pferdes.

Da der Longenführer durch die äußere Longe mehr Einwirkungsmöglichkeiten als mit der einfachen Longe hat, ist sie viel effektiver als das Longieren an der einfachen Longe. Mit ihrer Hilfe kann die Stellung und die Längsbiegung erarbeitet bzw. verbessert werden. Durch die Möglichkeit an der Longe nachzugeben, kann eine deutliche Dehnung im Hals zugelassen werden. Dies lässt sich alles gut auf das Reiten übertragen.

Oberstes Ziel der Ausbildung ist immer ein durchlässiges, leistungsfähiges Pferd, welches auf die leichtesten Hilfen reagiert. Dadurch wird ein harmonisches Miteinander möglich. Das Longieren mit der Doppellonge darf niemals als Selbstzweck angesehen werden, sondern soll dazu beitragen, schonend für alle Beteiligten insgesamt eine bessere Leistung zu erreichen.

Bei jungen Pferden kann die Losgelassenheit an der Doppellonge besonders gut erreicht werden. Vielen Pferden fällt es leichter, sich ohne Reiter auszubalancieren und den Rücken herzugeben. Eine gute Möglichkeit ist es daher, das Pferd vor dem Reiten an der Doppellonge ca. 15 bis 20 Min. zu lösen.

Bei der Ausbildung des Pferdes sind Verständnis für das Pferd, das Vorgehen in kleinen Lernschritten ohne Überforderung, Geduld, Einfühlungsvermögen, viel Lob, aber auch konsequentes Handeln erforderlich.

Für die Ausbildung eines Pferdes an der Doppellonge gehört viel Erfahrung und Routine dazu, aber ein Pferd qualifiziert zu bewegen und zur Losgelassenheit zu bringen, ist schon nach einigem Üben möglich.

Der Longenführer lernt die Technik des Longierens mit der Doppellonge am besten mit Hilfe eines entsprechenden Trainers und einem entsprechend ausgebildetem Schulpferd.

Niemals sollte versucht werden, sich das Longieren mit der Doppellonge im Alleingang und per Selbstexperiment beizubringen. Die Fehlerquote und das Verletzungsrisiko sind einfach viel zu hoch.

Ausrüstung

Die Doppellonge:

Die Doppellonge sollte griffig sein gut in der Hand liegen. Ob man eine dünne Longe oder eine Longe aus griffigem Gurtband wählt, kann nach individuellen Vorlieben entschieden werden. Wichtig ist, dass sich die Longe in der Mitte öffnen lässt. Sollte sich das Pferd doch einmal losreißen oder der Longenführer ausversehen in die Schlaufen treten, kann durch das Öffnen der Doppellonge das Verletzungsrisiko minimiert werden.

Umlenkrollen:

Zum Umlenken der Longe sind auf beiden Seiten 2 Rollen mit Karabiner angebracht. Dies führt zu einem geringeren Reibungswiderstand. Dadurch kommen die Signale – insbesondere das Nachgeben – schneller und deutlicher beim Pferd an. Außerdem kann der Longenführer die Signale feiner geben und schont somit seine Handgelenke.

Die Umlenkrolle sollte aus 2 Rollen bestehen (siehe Foto). Die große Rolle dient der Umlenkung und die kleine Rolle sorgt dafür, dass sich die Longe nicht zwischen Steg und Karabiner verhaken kann.

Die Peitsche:

Grundsätzlich richtet sich die Länge der Peitsche nach der Sensibilität des Pferdes. Im Normalfall sollte sie so lang sein, dass das Pferd an jeder beliebigen Stelle erreicht werden kann. Aber auch Fahr- oder Bogenpeitschen ab 1,40 m eignen sich sehr gut. Peitschen aus Carbon sind leichter, zerbrechen aber auch schneller.

Der Longiergurt:

Am besten eignet sich ein gut gepolsterter Longiergurt mit vielen Ringen. Die Ringe sollten möglichst groß sein und sich in unterschiedlicher Höhe befinden.

Die Trense:

Es wird die gleiche Trense mit dem gleichen Gebiss verwendet, wie sie auch zum Reiten verwendet wird. So kann die gelernte Hilfengebung besser auf das Reiten übertragen werden. Es macht keinen Sinn, z.B. zum Reiten ein einfaches Gebiss zu verwenden und zum Longieren ein doppelt gebrochenes Gebiss, weil die Wirkung der Hilfen unterschiedlich ist.

Beinschutz:

Die Beine des Pferdes werden beim Longieren durch Gamaschen oder Bandagen geschützt.

Um Verletzungen zu vermeiden, ist bei jedem Longieren darauf zu achten, dass Handschuhe getragen werden. Die Sporen werden beim Longieren abgemacht, da sonst die Gefahr besteht, dass man mit der Longe an ihnen hängen bleibt und dies kann zu gefährlichen Situationen führen.

Läuft das Pferd sicher und zuverlässig an der einfachen Longe und hat der Longenführer die Handhabung der Doppellonge bei einem Trainer mit einem zuverlässigen Schulpferd gelernt, so sind die Voraussetzungen für die Arbeit mit der Doppellonge mit dem eigenen Pferd geschaffen.

Sofern ein Longierzirkel oder Roundpen zur Verfügung steht, empfiehlt es sich ihn (erstmal) nutzen. Dies ist eine sinnvolle Hilfe, da es dem Pferd Sicherheit gibt. Außerdem kann der Longenführer mit dem Umgang der Doppellonge sicherer werden. Ein geeigneter, rutschfester Boden verhindert das Ausrutschen des Pferdes und schont die Gelenke.

Wird in einer Halle oder auf dem Reitplatz longiert, sollte eine Begrenzung aufgebaut und alle Türen geschlossen werden. Es dürfen sich auch keine weiteren Pferde in der Bahn befinden.

Hat das Pferd schon eine solide Grundausbildung, ist auch die Gewöhnung an die Doppellonge nicht allzu problematisch.

Führt man die Doppellonge über den Rücken oder um die Hinterbeine?

Beides hat seine Vor- und Nachteile. Wird die äußere Leine über den Rücken geführt, ist die Handhabung für den Anfänger einfacher. Außerdem hat diese Art der Longenführung positive Auswirkungen für sensible Pferde. Nachteilig ist die Handhabung bei den Wendungen: das Pferd muss angehalten werden. Dann kann die Longe über den Rücken gezogen und das Pferd gewendet werden. Da die Hinterhand nicht eingerahmt wird, hat der Longenführer eine schlechtere Einwirkung.

Wird die Longe um die Hinterhand geführt, kann das Pferd besser gebogen werden. Allerdings besteht hier auch die Gefahr der Überstellung. Nachteilig ist es auch für den Longenführer. Da mehr Zug auf die Hand kommt, werden die Handgelenke stärker beansprucht. Diese Art der Longenführung ist sehr positiv für starke Pferde, oder Pferde, die gerne mit der Hinterhand ausweichen.

Welche Einstellarten der Longe gibt es und wie wirken sie sich aus?

Tiefe Einstellung:

Die tiefe Einstellung erfolgt auf Höhe des Buggelenkes und fördert somit die Losgelassenheit und Anlehnung. Außerdem verhindert sie das sich-heraus-heben des Pferdes.

Hohe Einstellung:

Einige Pferde ziehen die Nase nach vorne-oben. Hier muss der Druck mit der Longe aufrecht gehalten werden. Das Pferd wird dabei vorwärts getrieben und so zum Nachgeben animiert.

Die hohe Einstellung ist nur für Pferde geeignet, die die „Tiefe“ gut können. Um die Aufrichtung und die Versammlung zu erarbeiten verschalt man die Longe ca. eine Handbreit unter dem Widerrist. Diese Einstellung ist aber nur sinnvoll, wenn die Anlehnung voll entwickelt ist.

Mittlere Einstellung:

Die mittlere Einstellung erfolgt eine Handbreit über dem Buggelenk.

Die Höhe der Einstellung ist nicht nur eine Frage des Ausbildungsziels, sondern auch eine Frage des Pferdetypes. Zum Beispiel Pferde, die generell schon sehr tief laufen, brauchen nicht noch tiefer gearbeitet werden. Bei ihnen ist die mittlere Einstellung sinnvoll.

Im Schritt und Trab bietet sich erst einmal die tiefe Einstellung an, im Galopp die mittlere.

Zum ersten Lernschritt gehört, dass sich das Pferd im Schritt, Trab und Galopp taktmäßig und spannungsfrei bewegt. Damit ist eine Basis für die weitere Arbeit geschaffen, auf die bei auftretenden Problemen zurückgegriffen werden.

Zuerst sollten die Anzeichen der Losgelassenheit zu sehen sein, dann prüft man, ob das Pferd auch im Rücken locker ist.

Anzeichen für Losgelassenheit sind zum Beispiel:

  • Rücken schwingt von vorne nach hinten
  • Schweif wird locker getragen und pendelt leicht hin und her

Wichtig ist es – gerade auch bei jungen Pferden – das Pferd immer vorwärts zu arbeiten. Takt und Losgelassenheit bei einem jungen Pferd zu festigen, kann bis zu einem Jahr dauern.

Hat der Longenführer die Anzeichen für Losgelassenheit festgestellt, überprüft er, ob der Rücken des Pferdes noch fest oder schon locker ist (Schwingt der Rücken?):

Erfolgt die Bewegung des Rückens von oben nach unten und hört man ein vermehrtes klappern der Gurtringe, so sind dies eindeutige Anzeichen für einen festen Rücken. Sind in der Mitte des Rückens kleine Falten zu sehen, dann ist dies auch ein Zeichen für einen festen Rücken. In diesem Fall sollte das Pferd vorwärts geschickt werden. Ist der Rücken locker, sieht man ein eher seitliches Schwingen; der Rücken bewegt sich vor und zurück. Wenn das Pferd richtig locker ist, erkennt man auch die Bewegungswelle der Muskeln von vorne (Schulter) über Rippen/Flanke bis zur Hinterhand.

Weiterhin ist auf ein ordentliches untertreten zu achten. Entsteht zum Beispiel zwischen den Vorder- und Hinterbeinen im Trab kein geschlossenes V, dann ist nicht genügend Spannung vorhanden und das Pferd tritt somit nicht korrekt unter.

Ein wichtiger Grundsatz beim Longieren lautet: Weniger ist mehr.

Der Schwerpunkt des Trainings sollte auf den Trab gelegt werden. In dieser Gangart lässt sich das Pferd am besten gymnastizieren.

Es wird viel mit der Stimme gearbeitet. Es gilt: Stimme vor Hand. Die Hand ist immer das letzte Mittel bei der Hilfengebung. Dadurch wird das Pferd auch nicht im Maul abgestumpft.

Wie oft trainiert man nun mit der Doppellonge? Gerade zu Beginn empfiehlt es sich 2 Mal pro Woche mit dem Pferd zu üben. Hat das sich das Pferd erst einmal an die Ausrüstung gewöhnt und hat es verstanden um was es geht, ist es völlig ausreichend alle 1 – 2 Wochen mit der Doppellonge zu trainieren.

Die Ausbildung kann nur gut und effektiv sein, wenn sie systematisch betrieben wird. Der Longenführer sollte sich daher in der Systematik der Ausbildung gut auskennen. Die Punkte der Ausbildungsskala (sei es die Ausbildungsskala der FN oder der EWU für Westernreiter) sind ihm bekannt und er weiß, in welcher Ausbildungsstufe sich das Pferd befindet und wie er sie in der täglichen Arbeit umsetzen kann.

Tipp: Kurz- und Langzeitziele definieren

Unter Kurzzielen versteht man das Ziel der jeweiligen Trainingseinheit. Sie dürfen nicht zu hoch angesetzt werden und müssen auch an die Tagessituation angepasst werden.

Langziele werden z.B. monatlich definiert.

Die Trainingseinheit wird – wie beim Reiten – in 3 Abschnitte aufgeteilt:

1. die Lösungsphase

2. die Arbeitsphase

3. die Auslauf oder Beruhigungsphase

Die Lösungsphase dauert ca. 15 – 20 Minuten.

Zuerst wird im Schritt auf beiden Händen begonnen. Dazu kann man z.B. auch ganze Bahn gehen. Es schließt sich die Trabarbeit auf dem Zirkel an. Das Pferd soll sich im Trab geregelt und kontrolliert bewegen. Anschließend wird das Pferd im Galopp gearbeitet, bis es im gleichmäßigen Arbeitstempo läuft.

Dann werden die Trab / Galopp – Übergänge und Schritt / Trab – Übergänge erarbeitet.

Der Handwechsel wird regelmäßig nach 3 – 4 Minuten durchgeführt. Wenn sich das Pferd in allen Gangarten taktmäßig und losgelassen bewegt, den Hals fallen lässt und der Rücken zum Schwingen kommt, kann mit der Arbeitsphase begonnen werden.

Ziel in den ersten Trainingseinheiten an der Doppellonge ist es, das Pferd zu lösen.

Erst wenn das Pferd etwas Routine entwickelt hat, kann nach und nach die Arbeitsphase mit in das Training einbezogen werden.

Die Arbeitsphase sollte nicht zu lange ausgedehnt werden. Maximal (!) 20 Minuten sind genug, da sich das Pferd erst muskulär entwickeln muss, um die nötige Kraft für diese Art der Arbeit zu haben.

–> Zunächst werden die Übergänge zwischen den Grundgangarten verfeinert.

–> Danach können Tempounterschiede innerhalb einer Gangart erarbeitet werden. Das   Zulegen sollte im Trab nur über maximal ½ Runde erfolgen, im Galopp eine Runde.

–> Weiterhin werden die ganzen Paraden geübt. Man beginnt zunächst mit dem Halten aus dem Schritt. Im Halt soll das Pferd geradeaus gestellt und gerade gerichtet sein. Dann wird auch das Halten aus dem Trab geübt. Hierbei ist der Einsatz der Stimme nicht zu unterschätzen. Auch kann es am Anfang hilfreich sein das Pferd immer an einem bestimmten Punkt oder einer Pylone zu stoppen. Das dient dem Pferd erstmal zur Orientierung. Später sollte das Anhalten dann an jeder beliebigen Stelle und ohne Pylone erfolgen können.

–> Dann werden die Übergänge Schritt / Galopp und Galopp / Schritt geübt. Dies ist eine gute Vorbereitung für den einfachen Galoppwechsel. Das Angaloppieren sollte aus dem Schritt bergauf erfolgen und die Schrittparade möglichst ohne Zwischenschritt durchkommen.

Geraderichten des Pferdes:

Das Geraderichten eines Pferdes erfolgt über die Hinterhand. Übungen, die hierfür gut sind, sind z.B.:

  • durch den Zirkel wechseln,
  • Volten und Achten,
  • sowie sämtliche Seitwärtsgänge

Diese Übungen müssen regelmäßig wiederholt werden, denn die Geraderichtung kann auch wieder verloren gehen. Es ist darauf zu achten, beide Hände gleichmäßig zu trainieren.

Ziel ist es, das Gewicht der Vorhand und Hinterhand auf mind. 50 / 50 % zu verteilen. (Ein Pferd liegt von Natur aus bei etwa 60 / 40 %).

Übungen mit Cavaletti:

Eine sehr gute Möglichkeit das Pferd an der Doppellonge zu schulen ist die Arbeit mit Cavaletti. Es bringt sehr viele Vorteile mit sich:

  • verbessert die gesamten Losgelassenheit und die Rückentätigkeit des Pferdes
  • man erreicht eine bessere Kontrolle über die Bewegungsabläufe
  • dient der Muskelschulung
  • fördert die Balance und Trittsicherheit
  • verbessert das Geschick
  • erhöht die Aufmerksamkeit
  • schult das Reaktions- und Koordinationsvermögen

Im Idealfall kennt das Pferd die Cavalettiarbeit schon von der Bodenarbeit oder der Arbeit an der einfachen Longe.

Ansonsten wird das Pferd schrittweise daran gewöhnt. Dazu führt man das Pferd ein paar Mal über ein Cavaletti (niedrigste Einstellung). Danach wird das Pferd solange über ein Cavaletti longiert, bis es spannungsfrei darüber trabt. Nach und nach wird die Anzahl der Cavaletti auf bis zu vier Cavaletti hintereinander erhöht. Wichtig ist es, die Cavaletti fächerförmig aufzubauen.

Wichtig: Zwischen den einzelnen Übungen sollte das Pferd eine Schrittpause  zum     Entspannen bekommen. So hat es auch noch einmal Zeit über das gerade gelernte nachzudenken.

In der Auslauf oder Beruhigungsphase wird das Pferd betont über den Rücken und in die Tiefe gearbeitet, damit es zu einem positiven Abschluss kommt.

Beim Longieren gilt: weniger ist mehr. Eine Dauer von 30 Minuten sollte nicht überschritten werden da dieses Training für die Pferde sehr anstrengend ist. Wichtig ist es, in kleinen Lernschritten vorzugehen – Stillstände und Rückschritte sind ganz normal. Ab und zu wird auch die Geduld des Longenführers auf die Probe gestellt.

Doch wenn der Ausbildungsweg konsequent und geduldig weiter verfolgt wird, wird sich das im Erfolg widerspiegeln.

Ein Ziel der weiteren Longierausbildung ist es, eine sichere und korrekte Innenstellung und Längsbiegung zu erreichen. Die Bewegungen sind taktrein und kraftvoll und der Rücken schwingt bei entsprechender Durchlässigkeit.