URSACHE:
- durch zu wenig Bewegung stockt der Flüssigkeitstransport in den Bandscheiben -> dadurch werden sie rissig und spröde
- Überlastung (z.B. Übergewicht): die Bandscheiben können bei dauerhaftem Druck keine Nährstoffe und kein Wasser aufnehmen und werden damit nicht richtig versorgt -> dadurch ist die Bandscheibe unterernährt, bekommt Schäden und funktioniert nicht mehr richtig
- degenerative Veränderungen
- Verschleißerscheinungen (falsche / zu starke Belastung)
- zu schwaches Bindegewebe
- zu wenig stützende Muskulatur
- manche Bandscheiben neigen zu frühzeitiger Verkalkung -> dadurch verliert die Bandscheibe an Elastizität
- Fehl- und Überbelastung der Bandscheibe (z.B. beim Diskusfangen in der Luft)
- durch zu viel oder auch zu wenig Bewegung kommt es zu einer Ermüdung des Gewebes
- Hunde mit langer Rückenpartie und kurzen Beinen belasten die Bandscheiben nicht optimal
- Hunde mit ungewöhnlicher Vorderlastigkeit der Schultergliedmaßen und andere Fehlstellungen begünstigen einen Bandscheibenvorfall
- häufig hohe Belastungen ohne vorherige Aufwärmphase
- Unfälle
- langandauernde Blockaden der Wirbelgelenke sind Risikofaktoren
- Übergewicht und Verschleißerscheinungen aufgrund fortgeschrittenen Alters
Symptome – Grad 1 – unvollständiger Bandscheibenvorfall:
- die äußere Begrenzung des Faserknorpelrings ist intakt – Kern kann nicht austreten
- der Ring ist aufgeweicht, wölbt sich vor und drückt auf Rückenmark und Nerven -> es kommt zu Schmerzen und oft auch Muskelverhärtungen
- typisch: Pfotenschleifen, ein- oder beidseitige Schwäche der Hinterbeine mit Bewegungsstörungen
- ein in Schonhaltung aufgekrümmter Rücken
- herabgesetzte oder erhöhte Berührungsempfindlichkeit -> oft ist schon ein leichtes Streicheln des Rückens unangenehm
- bei einem Vorfall in der Halswirbelsäule kann sogar das Anlegen des Halsbandes Schmerzen verursachen
- diese Erscheinungen können in unterschiedlichen zeitlichen Abständen immer wieder auftreten und gehen meist einem vollständigen Bandscheibenvorfall voraus
Symptome – Grad 2 – vollständiger Bandscheibenvorfall:
- der schützende Außenring (Anulus fibrosus) ist gerissen, das Bandscheibenmaterial ist in den Wirbelkanal vorgefallen und verdrängt bwz. schädigt diesen
- die Symptome ähneln denen des unvollständigen Vorfalls, sind meistens aber schwerwiegender
- je nach Lokalisation und Umfang kann es zu Lähmungen im Bereich der Hinter- und ev. auch der Vordergliedmaßen kommen (sog. „hundesitzartigen Stellung“)
- Hund kann nicht mehr laufen
- kontrollierte Bewegungen der Beine sind nicht mehr möglich
- ev. kann Hund Kot und Urin nicht mehr halten -> es kommt zu einem unkontrolliertem Absatz
Symptome bei einem Halswirbelsäulensyndrom:
- zeichnet sich durch besonders starke Schmerzen aus (Tiere schreien bereits bei den kleinsten Bewegungen im Bereich der Halswirbelsäule)
- selten erkennbar: Lähmungserscheinungen
DIAGNOSE:
- nach Betrachtung der klinischen Symptome und neurologischer Untersuchung wird das Tier geröntgt um andere Ursachen und Erkrankungen auszuschließen (z.B. Tumore, Infarkte, Wirbelfrakturen)
- um festzustellen, welches Wirbelsegment betroffen ist, wird eine Computertomografie, Kontraströntgenuntersuchung oder MRT durchgeführt -> dazu wird der Hund in Vollnarkose gelegt)
THERAPIE:
bei leichten Fällen:
- im Vordergrund steht die Behandlung des Schmerz- und Entzündungsgeschehen, sowie die Auflösung der durch den Schmerz ausgelösten Verspannungen (Schulmedizinisch: nichtsteroidaler Entzündungshemmer NSAID, in Einzelfällen: lokale Anwendung von Cortison und Lokalanästhetika)
- absolute Schonung und möglichst keine Bewegung (kein Treppensteigen, nicht springen)
- anschließend physiotherapeutisches Belastungsprogramm zum Muskelaufbau und Erhalt der Beweglichkeit
- naturheilkundliche Behandlung im Akutfall: Bekämpfung des Schmerzgeschehens (Blutegeltherapie, Akupunktur)
- weitere Behandlung erfasst den Hund in seiner Gesamtheit, individuellen Ausprägung und Reaktion auf die Erkrankung, Ursache etc.
- die Behandlung erfolgt im Idealfall aus einer Kombination aus pflanzlichen Mitteln, Akupunktur, Homöopathie, Humoralverfahren, manuelle Therapie, Physiotherapie / Osteopathie
schwerwiegende Fälle:
- bei Hunden mit vollständiger oder unvollständiger Lähmung sollte schnellstmöglich eine OP erfolgen
- tritt die Lähmung vollständig ein, muss der Hund innerhalb der ersten 12 Stunden operiert werden
- da es sich hierbei um eine komplizierte OP handelt, sollte der Hund möglichst von einem entsprechenden Speziallisten operiert werden
PHYSIOTHERAPIE:
- der Physiotherapeut verschafft sich erstmal einen Überblick: Wie stark sind die Nervenschädigungen? Sind die Reflexe vermindert oder gesteigert?
- ein Tier mit Ausfallerscheinungen wird nicht von einem Physiotherapeuten behandelt, dieser Hund muss zum Tierarzt und braucht ev. eine OP
- ist der Hund erstmal gelähmt, muss geschaut werden, wie die Motivation des Hundes ist
- der Physiotherapeut wird die Gelenke gut durchbewegen, dies ist wichtig für die Gesunderhaltung der Gelenke und wichtig für die Nervenbahnen -> mit diesen Übungen kann auch schon im Liegen begonnen werden
- die Übungen werden dem Besitzer gezeigt und er wird angeleitet diese Übungen 3 – 4x täglich selbst am Hund durchzuführen
- am Anfang wird der Hund jeden 2. Tag von dem Physiotherapeuten behandelt, später werden die Abstände länger und es reicht 1x pro Woche eine Behandlung durch den Tierphysiotherapeuten
- gleich nach der OP werden dem Hund Reize über die Pfoten gegeben (z.B. Igelball, grobe Zahnbürste o.a.)
- später wird der Hund unter dem Bauch gehalten und es werden die Beine wie beim Laufen passiv bewegt
- dabei wird die Pfote viel Bodenkontakt bekommen, so dass sie überall Kontakt bekommt und somit die Nervenbahnen angeregt werden
- wenn der Hund dann gut stehen kann (wird von einer weiteren Person zur Sicherheit gehalten), wird immer 1 Bein angehoben, damit der Hund sein Gewicht auf das andere Bein verlagert
- Unterwasserlaufband
- Laufen mit Gewichtsmanchetten
- Schwimmen stärkt die Rumpfmuskulatur
- wenn der Hund es zulässt kann der Therapeut den Hund im Liegen auch an der Wirbelsäule behandeln, die Wirbel leicht durchbewegen und Traktion an der Rute durchführen
- mit der Therapie kann relativ früh nach der OP begonnen werden, wichtig ist nur, dass der Hund sich im Rücken wahr nimmt)
- fasziale Therapie: Fehlspannungen werden raus genommen
- Wärmeanwendung auf der Wirbelsäulenmuskulatur
- Elektrotherapie (nicht an der Wirbelsäule)
- tonisierende Massage der hypotonen Strukturen
- stabilisierende Übungen (Körperband, Balancepad, Trampolin etc.)
- Förderung der Körperwahrnehmung
- je nach Ursache ggf. Gewichtsreduktion
- die Rückenmuskulatur sollte auch in Zukunft in kalten Jahreszeiten draußen immer durch einen Hundemantel warm gehalten werden
VORBEUGUNG:
- richtiges Training der Hunde
- je kräftiger die Rückenmuskulatur ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Bandscheibenvorfall
- keine einseitige Belastung
- bei prädisponierten Rassen (z.B. Dackel, Pekinese, Cocker Spaniel, Bassets etc.) möglichst Treppenlaufen und Springen vermeiden
- Verwendung von Brustgeschirr um die Halswirbelsäule zu entlasten
- den Hund immer gut aufwärmen
- besser mehrmals raus, statt eine riesige „Mammuttour“
- gute Leinenführigkeit
- keine Flexileinen nutzen
- ausreichende Versorgung des Hundes mit Flüssigkeit