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Was und wer hat Einfluss auf die Gesundheit unseres Pferdes?

    Die Gesundheit des Pferdes ist uns allen wichtig. Wir als Pferdebesitzer wollen immer nur das Beste für unser Pferd. Und obwohl wir die Hauptverantwortung für unser Pferd haben, gibt es neben uns noch viele weitere Einflussfaktoren auf das Pferd und damit die Gesundheit:
    * die Haltung des Pferd
    * das Stallpersonal
    * die Herde
    * Fütterung
    * Gesundheitsmanagement
    * Tierarzt
    * Zahnarzt
    * Physio / Osteo
    * Tierheilpraktiker
    * Schmied / Hufpfleger
    * passende Bearbeitung der Hufe
    * passende Ausrüstung
    * Sattler
    * Reitlehrer / Trainer / Bereiter
    * ev. Reit- oder Pflegebeteiligung
    * richtiges, regelmäßiges, angepasstes, individuelles abwechslungsreiches Training
    * Einwirkung des Reiters (Sitz, Hilfengebung, Fitness des Reiters)

    Alles spielt ineinander und bedingt sich gegenseitig. Sobald auch nur ein Faktor nicht passt, kann das schnell zu Problemen führen. Hier sehe ich den Besitzer in der Verantwortung. Natürlich kann man nicht alles wissen und auf jedem Gebiet ein Experte sein. Das ist unrealistisch. Aber man sollte doch die Grundlagen verstehen, wissen wo man hinschauen und was man hinterfragen sollte. Und ganz wichtig: jedes Pferd ist anders. Was bei dem einem super funktioniert kann bei einem anderen wiederum gar nicht funktionieren.

    Haltung des Pferdes, die Herde, Stallpersonal

    Die meiste Zeit verbringen die Pferde nicht mit uns, sondern im Stall. Daher ist es absolut wichtig, dass die Haltungsbedingungen passen. Kein Pferd gehört 24h in eine Box. Das sollte mittlerweile jeder verstanden haben. Als Lauf- und Herdentiere ist es wichtig, dass sich Pferde mehrere Std. am Tag draußen in der frischen Luft mit Artgenossen bewegen kann. Manche Pferde kommen in einem Lauf-, Offen-, oder Aktivstall super zurecht. Vor allem wenn die Herden nicht zu groß sind und die Pferde untereinander alle gut klar kommen. Hier muss man schauen ob das passt und ein Pferd nicht unter Dauerstress steht, weil die Kumpels nicht passen oder weil das Pferd zu rangniedrig ist und zu wenig Futter und Ruhe abbekommt oder nur rumgescheucht wird.
    Es gibt auch Pferde, die kommen mit so einer Haltung gar nicht zurecht. Für manche Pferde ist es besser, sie haben nachts ihre eigene Box, ihren Rückzugsort, ihre Ruhe zum Fressen und vor allem zum Schlafen.
    Nicht zu unterschätzen ist auch die Größe der Anlage. Ist dort Dauerbetrieb, weil es viele Pensioner gibt, ständig andere Reitschüler? Geht der Betrieb früh zeitig los und bis spät abends? Wird die Herdenzusammensetzung oft geändert, weil Pferde gehen und neue kommen? Werden die Pferde von wechselndem Stallpersonal versorgt? Wie gehen sie mit den Pferden um? Hier kann es schnell zu Stress und Hektik kommen, was manche Pferde nicht interessiert, manche aber auch sehr sensibel und empfindlich darauf reagieren. Diese sind dann in einem kleinen (privaten) Stall oft besser aufgehoben.
    Es ist nicht immer einfach die Situation einzuschätzen. Auch ich habe Kasparek in top Ställen stehen gehabt, wo ich dachte es passt alles. Nix wars, zu viel Stress für ihn, was sich in einer nicht endenden Lahmheit und Rückenproblemen manifestierte. Im Offenstall bekam er richtige Probleme, auf 3 Beinen lahm, Psyeudonarkolepsie. Jetzt stehen wir privat, er hat nachts eine große Box, sie sind nur zur viert und stehen tagsüber draußen. Es ist Ruhe dort und sein Gesundheitszustand deutlich besser. Hätte ich ehrlich gesagt auch nie gedacht.
    Es lohnt sich also genauer hinschauen und alles zu hinterfragen.

    Wie sind eure Erfahrungen?

    Fütterung

    Einen weiteren großen Anteil an der Gesundheit unseres Pferdes hat die richtige Fütterung. Wichtig ist, dass die Pferde ausreichend und qualitativ gutes Heu bekommen. Silage als Heuersatz funktioniert nicht. Wer es ganz genau wissen möchte oder aufgrund Vorerkrankungen wissen muss, für den bietet sich Heuanalysen an. Hier kann man ganz genau die Inhaltsstoffe des Heus bestimmen lassen und weiteres Futter bzw. ggf. notwendige Zusätze darauf abstimmen. Heu ist nicht gleich Heu und der Nährstoffgehalt ist von vielen Faktoren abhängig, z.B. ob es sich um den ersten Schnitt handelt oder den Zweiten. Beim Mineralfutter sollte man auch genau hinschauen. Organisches Mineralfutter kann vom Pferd besser verwertet werden als anorganisches, also chemisch hergestelltes. Hier muss man sich die Inhaltsstoffe gut anschauen und die Produkte vergleichen. Kraftfutter wird nicht von allen Pferden benötigt. Viele Pferde sind viel zu dick und wenn sie dazu noch wenig bewegt werden, ist das absolut schädlich für die Gesundheit. Schaut genau hin, ob euer Pferd Kraftfutter benötigt. Die meisten toll beworbenen Müslis enthalten Inhaltsstoffe, die absolut nicht ins Pferd gehören und enthalten meistens dazu noch viel zu viel Zucker. Besser ist es auf reine Getreideformen wie Hafer oder Gerste zurück zugreifen.
    Außerdem gehört ein Salz- bzw. Mineralleckstein mit dazu. Mittlerweile gibt es auch tolle Ideen für eine sog. Mineralbar, was eine gute Lösung ist. Ein paar Zweige oder Äste zum Knabbern lieben viele Pferde und bieten eine gute Abwechslung.
    Ich empfehle jedem, sich mit der Pferdefütterung gründlich auseinanderzusetzen und vor allem ganz genau auf die Inhaltsstoffe der jeweiligen Produkte zu achten.

    Hufbearbeitung – Schmied oder Huforthopäde

    Ein ganz wichtiger Aspekt ist die Hufbearbeitung. Schon leichte Abweichungen der richtigen Hufstellung kann zu einer Überlastung der entsprechenden Strukturen führen und entsprechende Befunde auslösen. Anderseits kann bei manchen Befunden durch entsprechende Hufbearbeitung und einem angepassten Beschlag dem Pferd geholfen werden.
    Generell bin ich der Meinung, dass es besser und natürlicher ist, die Pferde Barhuf laufen zu lassen. Doch das ist nicht immer möglich. Wird ein Pferd z.B. viel im Gelände, auf harten, steinigen Boden geritten, ist die Abnutzung der Hufe zu viel oder hat das Pferd Fehlstellungen, dann kann ein Beschlag sinnvoll sein. Es gibt mittlerweile so viele verschiedene Arten und Möglichkeiten, da lohnt es sich beim Schmied direkt nachzufragen. Auch die Nutzung von Hufschuhen kann für manche Pferde eine gute Option sein. Hier gibt es die verschiedensten Modelle. Wichtig ist, dass diese durch einen Fachmann individuell angepasst werden. Hierzu gibt es entsprechende Hufschuhberater.
    Wie zu allen Themen empfehle ich auch hier: eignet euch zumindest Grundwissen an, um euch selbst ein Urteil bilden zu können. Hinterfragt alles, schaut welche Optionen für euch und euer Pferd in Frage kommt und holt euch ggf. eine Zweite Meinung ein.

    passende Ausrüstung – Sattler

    Die passende Ausrüstung. Einen passenden Sattel zu finden ist nicht einfach. Oftmals verlässt man sich auf den Sattler oder strebt gleich eine Maßanfertigung an. Leider begegnen mir in der Praxis ab und zu Fälle, wo der Sattel überhaupt nicht passt. Zum Teil sehe ich in der Praxis auch Fälle wo der Sattler erst alles angepasst hat, oder wo der maßangefertigte Sattel überhaupt nicht passt bzw. schon Schäden im Rückenbereich hinterlassen haben. Ich möchte niemanden schlecht reden, aber es gibt wie überall auch hier schwarze Schafe, d.h. Sattler, die keine Ahnung haben und sich einfach nur gut verkaufen können. Anderseits muss man natürlich auch daran denken, dass sich ein Pferd auch schnell verändern kann. Musste das Pferd wegen einer Verletzungspause länger stehen, baut es Muskulatur ab und der Sattel passt nicht mehr. Bei einigen Pferden merkt man sogar einen Unterschied zwischen Sommer und Winter. Geht ein Pferd z.B. in die Winterpause und wird im Frühjahr wieder antrainiert, passt der Sattel oft auch nicht mehr richtig.
    Beachten sollte man, dass viele baumlose Sättel auch angepasst werden müssen. Das ist von Modell zu Modell sehr unterschiedlich.
    Vom dauerhaften reiten ausschließlich auf Reitpads o.a. rate ich grundsätzlich ab. Mal mit, auf jeden Fall. Ich empfehle jedem Reiter ab und zu ohne Sattel bzw. nur mit Pad zu reiten. Das ist eine sehr gute Schulung vom Reitersitz.
    Neben dem Sattel sollte natürlich auch die Trense gut passen und nirgends drücken. Wird ein Sperrriemen verwendet sollte er natürlich entsprechend locker verschnallt sein.
    Ob ein Pferd mit oder ohne Gebiss geritten wird, ist in meinen Augen auch wieder eine individuelle Entscheidung. Ein Gebiss sollte gut passen, an den Seiten nicht zu lang und nicht zu kurz sein, die Dicke das Gebisses zum Maul des Pferdes passen. Vorsicht bei sog. Korrektur Gebissen. Hier wird oft sonst was versprochen. Schaut man sie sich aber genauer an und durchdenkt seine Wirkung entpuppen sich viele schnell als “Folterinstrumente”. Sind Pferd und Reiter gut ausgebildet, kommt man oft gut mit einem einfach oder doppelt gebrochenem Gebiss (ggf. Olivenkopf) gut aus.

    richtiges regelmäßiges und abwechslungsreiches Training

    Heutzutage stehen sich leider viele Pferde regelrecht kaputt. Ein Wildpferd legt ca. 30 bis 60 km am Tag zurück. Das schafft kein Pferd hierzulande, selbst in einem Aktivstall nicht. Daher ist es wichtig, dass unsere Pferde möglichst täglich bewegt werden. Und im Zweifelsfall lieber jeden Tag eine kleinere Einheit als 1x in der Woche straffes Training.

    Das Training regt den Stoffwechsel an und beugt somit div. Krankheiten vor. Umso abwechslungsreicher das Training ist, umso unterschiedlicher werden Muskeln, Sehnen, Bänder und Knochen trainiert und gefördert, was sich wiederum positiv auf den Körper auswirkt.

    Beispiele, wie man abwechslungsreich trainieren kann:
    – Longieren
    – Doppellonge
    – gymnastizierendes Training am Kappzaum
    – klassische Handarbeit
    – Langzügel
    – Fahren vom Boden (auch ziehen von leichten Gegenständen z.B. Autoreifen)
    – Kutsche/Sulky fahren
    – spazieren im Gelände
    – reiten im Gelände (bis hin bspw. zu Einstiegsdistanzritten, Wanderritten)
    – gymnastizierendes Reiten / Dressur
    – Stangenarbeit / Trail (aus Westernbereich bzw. Working Equitation)
    – Cavalettitraining
    – Springen (auch Dressur- bzw. Westernpferde provitieren davon)
    – Reiten auf Vielseitigkeitsgelände
    – Extremtrail

    Hier lohnt sich auch mal ein Blick über den Tellerrand im eine andere Sparte der Reiterei.
    Ansonsten gilt der Spruch: ” richtig reiten reicht”. Man muss das Rad nicht neu erfinden und nicht jeden neuen Trend ausprobieren. Eher im Gegenteil: schaut man sich diese Trends genauer an, handelt es sich oft um ähnliche Dinge bzw. sogar grundlegende Dinge, die einfach nur etwas anders dargestellt und toll beworbenen werden.

    Wie oft bewegt ihr eure Pferde und wie abwechslungsreich gestaltet ihr es?

    Der Reiter – Trainer, Reitlehrer, Bereiter, Besitzer, Reitbeteiligung

    Der Reiter an sich hat ebenfalls großen Einfluss auf die Gesundheit des Pferdes. Eine feine Kommunikation und eine feine, sanfte Hilfengebung sollten selbstverständlich sein. Hat der Reiter allerdings körperliche Probleme und damit z.B. einen schiefen Sitz, so muss das Pferd diesen ausgleichen und es entwickeln sich muskuläre Probleme.
    Alle, die das Pferd reiten, bzw. auch der Reitlehrer bzw Trainer, sollten an einem Strang ziehen und eine Linie fahren, v.a. was die Hilfengebung angeht. Das Training an sich muss Pferd und Reiter angepasst sein und sollte beide weder über- noch unterfordern. Ein Trainingsplan ist sehr hilfreich. So sollte das Training sinnvoll und abwechslungsreich aufgebaut werden und das Pferd körperlich und geistig nach und nach weiterentwickeln.
    Das Pferd muss und sollte auch gar nicht jeden Tag geritten, aber doch bewegt werden. Wenn der Besitzer nicht die Zeit hat, ist es sinnvoll eine Reitbeteiligung oder einen Bereiter mit ins Boot zu holen um so für ausreichend Bewegung zu sorgen.

    Nehmt ihr regelmäßig Unterricht?
    Habt ihr Unterstützung z.B. durch Bereiter oder Reitbeteiligung?

    Gesundheitsmanagement – Tierarzt, Zahnarzt, Physio, Osteo, Tierheilpraktiker

    Vorbeugen ist besser als heilen. Daher kann man präventiv schon sehr viel für sein Tier tun. Was gehört dazu?
    * regelmäßige Impfungen: Für Turniere/ Veranstaltungen sind oft bestimmte Impfungen und ihre Intervalle vorgeschrieben. Manchmal gibt es auch Forderungen von Stallbesitzern, die einen bestimmten Impfstatus im Bestand haben möchten. Manche Impfungen werden empfohlen, sind aber keine Pflicht. Zu den gängigsten Impfungen zählt Tetanus (alle 2 Jahre), Influenza und EHV
    * Blutbild: es macht Sinn 1 bis 2x jährlich ein Blutbild zu machen und es gründlich zu analysieren. Hier können sowohl gesundheitliche Probleme rechtzeitig erkannt werden, wie auch die die Nährstoffversorgung überprüft werden.
    * Physio bzw. Osteo: ich empfehle mind. 2x jährlich (im Frühjahr und Herbst) das Pferd durchchecken zu lassen. So werden körperliche Probleme rechtzeitig erkannt und behandelt, man kann den Trainingsplan besprechen und ggf. optimieren.
    * Zahnarzt: mind. 1x jährlich zur Kontrolle. Bei den meisten Pferden kommt es im Laufe der Zeit zu sog. Haken und Kanten an den Zähnen. Diese können Schmerzen verursachen, die man aber nicht immer rechtzeitig erkannt. Wenn das Pferd nicht mehr richtig frisst, liegt schon viel im argen. Eine entzündete oder vereiterte Zahnwurzel ist auch nicht immer gleich erkennbar. Durch regelmäßige Kontrolle können Probleme rechtzeitig erkannt und behoben werden.
    * Tierheilpraktiker: manchmal gibt das Pferd einem Rätsel auf und auch der Tierarzt weiß manchmal nicht so richtig weiter. Oder man möchte generell erstmal – je nach Problematik – dem Pferd mit Naturheilkunde helfen. Dann ist der Tierheilpraktiker (THP) der richtige Ansprechpartner.
    Was genau ein THP macht und wo er wie helfen kann werde ich euch in einem separaten Post schreiben.

    Wichtig ist, dass diese Menschen (Tierarzt, Zahnarzt, Physio, Osteo, THP) gute Fachkenntnisse haben und wissen was sie tun. Außerdem sollte ein guter Umgang für Tier und Besitzer selbstverständlich sein. Fragen von Besitzern sollten verständlich und ausführlich erklärt werden.

    Habt ihr ein gutes Team für die Gesundheit eures Pferdes? Wie sind eure Erfahrungen?

    Besitzer

    Die Hauptverantwortung und das Management liegt in Händen des Pferdebesitzers. Daher ist es wichtig sich selbst als Pferdebesitzer ständig weiterzubilden, sich zumindest ein umfangreiches Grundwissen in allen Bereichen anzueignen. Ihr als Pferdebesitzer kennt euer Pferd am besten, beobachtet es genau, nehmt kleinste Veränderungen wahr und hört auf euer Bauchgefühl. Hinterfragt alles, wägt ab und schaut euch auch die anderen Personen gut an, die Einfluss auf euer Pferd haben. Scheut euch nicht davor Hilfe anzunehmen, denn man kann nicht alles können und wissen.
    Hilfreich ist es auch eine Art Tagebuch zu führen, wo ihr eure Training plant, aufschreibt was wie gelaufen ist, woran ihr weiter arbeiten wollt und was euch am Pferd aufgefallen ist. Notiert alles was euch auffällt, Verhaltensänderung, körperliche Veränderung und dokumentiert auch wann Schmied, Tierarzt etc. da waren, was sie gemacht haben und worauf sie euch ggf hingewiesen haben, wann welche Wurmkuren gemacht wurden etc.
    Schreibt euch am Jahresanfang gleich Erinnerungen rein, wann Termine für die Check ups wie Zahnarzt & Co anstehen, so wird nix vergessen.

    Wie managet ihr die Gesundheit bzw. Gesundheitsvorsorge eures Pferdes? Was ist euch dabei wichtig?

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